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Daniel und die

Chronologie der Bibel

 

 

(Auszug aus dem Buch „Chronologie der Bibel“)

 

 

 

 

Inhalt

 

Vorbemerkungen. 1

Weissagung der 70 Wochen. 2

Anfang der 70 Wochen. 8

Zahlen der Chronologie der Bibel 13

Zusammenfassung. 16

Anhang: Gedanken zu Nehemia 2. 17

 

 

 

 

 

 

 

Vorbemerkungen

 

Der letzte Teil der Chronologie der Bibel wird durch die Prophezeiungen Daniels bestimmt. Er erhielt sie von Gott, weil er IHM in besonderer Treue diente.

 

Es soll gezeigt werden, dass in Daniel 9 ein dreifaches Zeugnis „auf den Messias, den Fürsten“ gegeben wird, das sich nicht nur in Worten sondern auch in den Zahlenbeziehungen der Chronologie der Bibel widerspiegelt. Die Verheißung des Kommens des Messias wird mit der Vielfachheit 3 beschrieben. Die 3 ist die Zahl des „Herrn Jesus Christus“, wie der Messias im Neuen Testament genannt wird.

 


Weissagung der 70 Wochen

 

In Daniel 9 wird in 4 Versen (24 bis 27) die Prophetie bis zum Beginn des 1000-jährigen Reiches dargelegt. Zu diesen Versen gibt es eine Vielzahl von Kommentaren, Erklärungen und Analysen. Hier wird eine Deutung vorgestellt, die auf Gedanken von J. N. Darby und W. Kelly [1] beruht. Darüber hinaus wird gezeigt, wie sich die Jahreszahlen des Bibeltextes in die Chronologie der Bibel [2] einfügen. Zunächst folgt der Abschnitt aus Daniel 9 in der nicht revidierten Elberfelder Übersetzung (EÜ): 

 

Daniel 9.24

Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um die Übertretung zum Abschluss zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen, und die Ungerechtigkeit zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen, und Gesicht und Propheten zu versiegeln, und ein Allerheiligstes zu salben.

 

Daniel 9.25

So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen. Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut werden, und zwar in Drangsal der Zeiten.

 

Daniel 9.26

Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Messias weggetan werden und nichts haben. Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein; und bis ans Ende: Krieg, Festbeschlossenes von Verwüstungen.

 

Daniel 9.27

Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden.

 

 

Wenn man den Inhalt dieser Verse übersichtsartig betrachtet, so kann man ihn, was die Chronologie betrifft,  folgendermaßen zusammenfassen:

 

Die Vorhersage umfasst 70 „Wochen“. Dies sind keine Wochen von je 7 Tagen sondern „Wochen“ von je 7 Jahren. Diese 70 „Wochen“ sind geteilt in 7 „Wochen“, dann 62 „Wochen“ und dann 1 „Woche“. Die letzte „Woche“ wiederum ist unterteilt in 2 Hälften von je ½ „Woche“. Die 70 „Wochen“ sind aber kein Zeitraum von buchstäblich 70 * 7 = 490 Jahren, denn nach den 62 „Wochen“ und vor der letzten „Woche“ liegt ein Zeitraum von (für uns) unbestimmter Dauer (die Zeit in der wir jetzt leben).

 

Bei dieser Zusammenfassung erheben sich für die Ausleger und die Leser des Textes besonders zwei Fragen:

  1. Wann war der Anfang der 69 (7 + 62) „Wochen“?
  2. Warum liegt zwischen der 69. und der 70. (der letzten) „Woche“ ein Zeitraum?

 

Wir beginnen mit der 2. Frage, die sich aus dem Text von Daniel 9 beantworten lässt. Die 1. Frage erfordert ein Studium der Bücher Esra und Nehemia. Sie wird im folgenden Kapitel beantwortet.

 

Die 2. Frage kann nur aufkommen, wenn man – wie die meisten Ausleger – eine Unterstellung macht, wie sie auch in obiger Zusammenfassung formuliert ist, dass nämlich diese 70 „Wochen“ in 7, 62 und 1 „Woche“ geteilt sind. Wenn man diese Unterteilung macht, ist es in der Tat schwer einsehbar, dass noch ein Zeitraum unbestimmbarer Länge hinein passen könnte. Aber genau diese Aussage von der Unterteilung der 70 in 7, 62 und 1 ist nicht im Bibeltext enthalten. Wenn diese Aussage gemeint wäre, würde sie auch formuliert sein. (Eine Unterteilung der 1 „Woche“ in 2 Hälften ist in Vers 27 explizit formuliert.) Im Bibeltext hingegen werden zwei getrennte Aussagen getroffen:

  1. In Vers 24 werden die 70 „Wochen“ auf ihr Ende hin dargestellt
  2. Ab Vers 25 werden die 7, 62 und 1 „Woche(n)“ bezogen auf ihren Anfang hin beschrieben

 

 

1.    Analyse von Daniel 9, Vers 24

 

Der Vers 24 enthält die drei Einheiten:

  1. Siebzig Wochen sind … bestimmt
  2. „… über dein Volk und über deine heilige Stadt
  3. um die Übertretung zum Abschluss zu bringen … und ein Allerheiligstes zu salben

Die „siebzig“ schließt sich an die 70 (Jahre) von Daniel 9, Vers 2, an. Weiterhin war Daniel 70 (Jahre) in Gefangenschaft (außerhalb seiner Heimat Israel). Die „Wochen“ sind die Übersetzung des hebräischen Wortes für „sieben (Einheiten)“. Die Einheit kann Tag oder Jahr sein. Was davon an der Stelle zutreffend ist, muss aus dem Kontext (Textzusammenhang) erschlossen werden. Hier sind es „Jahre“, wie aus Vers 2 folgt. Wesentlich aber ist, dass alle Zahlenangaben (auch die in den folgenden Versen) vor dem Hintergrund der Zahl „sieben“ gesehen werden, der Zahl der göttlichen Vollkommenheit. Die Vollendung der Vollkommenheit wird durch die Verbindung (mathematisch: durch das Produkt) von 70 mit 7 (= 490) ausgedrückt.

 

Die „70 Wochen“ sind bestimmt für „dein Volk und deine heilige Stadt“. Daniel hatte in den Versen 18 und 19 mit gleichen Worten für beides gefleht (wobei sich dort „dein“ auf Gott bezog; hier in der Antwort bezieht es sich auf Daniel; Gott kann beides nicht mit „mein“ bezeichnen). Zu beachten ist hier, dass es heißt „heilige Stadt“. Es wird damit klargemacht, dass die Stadt Jerusalem in Verbindung mit dem heiligen Gott steht, der durch Salomo dort den Tempel mit dem Allerheiligsten hatte erbauen lassen. Wenn im Folgenden von Jerusalem die Rede ist, muss daran gedacht werden, dass darin immer das Heiligtum mit eingeschlossen ist.


Das Ende der „70 Wochen“ ist dann bestimmt durch sechs göttliche Festlegungen:

  1. um die Übertretung zum Abschluss zu bringen
  2. und den Sünden ein Ende zu machen
  3. und die Ungerechtigkeit zu sühnen
  4. und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen
  5. und Gesicht und Propheten zu versiegeln
  6. und ein Allerheiligstes zu salben

 

Nach den „70 Wochen“ wird dann eine völlig neue Ordnung sein, die durch die 6 Punkte beschrieben wird. Im letzten Punkt wird wieder durch das Wort „Allerheiligstes“ an den Tempel in Jerusalem erinnert. Daniel hatte für die Wiederherstellung Jerusalems gefleht. Die erste Antwort Gottes hier in Vers 24 geht darauf nicht ein. Sie geht weit darüber hinaus, indem Daniel der Beginn der ewigen Gerechtigkeit durch die göttliche Zeitangabe von „70 Wochen“ verheißen wird. Diese Zeit ist nur Gott bekannt. Sie kann von uns Menschen nicht (mit einer Uhr) gemessen werden. Für uns drückt sie sich in den Zahlen 70 * 7 aus.

 

 

2.    Analyse von Daniel 9, Vers 25

 

Der Vers 25 beginnt mit einer Zäsur (Einschnitt):

 

So wisse denn und verstehe:“

 

Hiermit wird deutlich der Beginn eines neuen Gedankens angezeigt. Bei dem, was folgt, ist nicht nur Verständnis und Aufmerken nötig (wie vor dem Vers 24) sondern auch Wissen. Dieses Wissen ist uns, die viele Jahrhunderte nach der Prophezeiung leben, in den Büchern Esra und Nehemia mitgeteilt worden. Für alle vier Verse 24 bis 27 ist aber Verständnis nötig. Damit ist klar, dass dieser Abschnitt der Bibel ein sehr schwieriger ist. Das sollte die Ausleger und Leser des Bibeltextes einerseits ermuntern, bei der Beschäftigung damit nicht schnell aufzugeben, aber auch nicht in einem Meinungsstreit mit anderen sich profilieren zu wollen.

Dann folgt der für die Chronologie der Bibel so bedeutsame Satz:

 

Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen.“

 

Alles, was folgt, bezieht sich auf den Beginn einer Zeitrechnung mit einem Anfang:

 

Vom Ausgehen des Wortes …“

 

Dieser Anfang ist etwas, was in der Öffentlichkeit und nicht im Verborgenen geschieht. Bei der Bestimmung, welche Ereignisse dafür in Frage kommen, ist dies zu berücksichtigen. Dann wird der Anfang näher bestimmt:

 

Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen


Das Wort befiehlt also die Wiederherstellung Jerusalems und dann das Bauen. Die Wiederherstellung soll Jerusalem in den vorherigen Zustand zurückbringen (in dem es unter Salomo gewesen ist). Dieser Zustand ist nicht auf die bauliche Seite beschränkt (sie ist erst danach wichtig). Es soll das wiederhergestellt werden, was Jerusalem für Gott bedeutet. Das beinhaltet natürlich in erster Linie den Tempel und den Opferdienst. Das bedeutet weiterhin, dass Priester, Leviten und das Volk da sind, dass sie dort wohnen, Häuser, Straßen, Gräben und Mauern etc. vorhanden sind. Die Wiederherstellung Jerusalems (technisch gesprochen: Seine Funktionalität)

kommt zuerst, dann das Bauen. Damit ist der Anfang definiert (festgelegt) durch das Wort „von“. Nun folgt die Angabe des „bis“. Sie führt bis zu einer Person. Die Person ist der Messias (der Gesalbte), der Fürst. Der Zeitraum zwischen „von“ und „bis“ ist durch

 

sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen

 

bestimmt. Das Bemerkenswerte an dieser Formulierung ist die Tatsache, dass nicht gesagt wird 69 Wochen sondern 7 und 62 Wochen. Von den 7 Wochen wird im Weiteren nicht mehr gesprochen. Die 62 wird hingegen noch einmal im Zusammenhang „nach den 62 Wochen“ erwähnt. Man hätte dort auch sagen können „nach den 69 Wochen“. Aber die 69 wird im Bibeltext nicht erwähnt. Warum? Wenn in der Bibel statt einer Zahl eine Summe aus mehreren (hier: 2) Zahlen geschrieben wird, so hat es meist die Bedeutung, dass außer der (normalen, uns allen geläufigen) Summe auch noch eine andere Art der Summation (siehe Anhang A) an dieser Stelle wichtig ist. Bei dieser Addition kommt es auf die Reihenfolge der Summanden an (reihenfolgeabhängige Summation). Bei der Summation zweier Zahlen wird die erste doppelt gezählt und die zweite einfach. In unserem Fall der Summation von 7 und 62 ergibt sich:

 

7 +   62 = 69

7 ++ 62 = (7 + 7) + 62 = 14 + 62 = 76

 

Hierbei ist ++ das Zeichen für die reihenfolgeabhängige Summation. Die Chronologie der Bibel wird deshalb für den Zeitraum „vom Ausgehen des Wortes …“ bis Christus (den Messias) durch die beiden Zahlen

 

69 und 76

 

bestimmt. Die 76 ist eine „verborgene“ Zahl, da sie sich erst durch die reihenfolgeabhängige Summation ergibt. Wir werden im Kapitel „Zahlen der Chronologie der Bibel“ sehen, dass beide Zahlen in der Chronologie wesentlich sind. Die Zeitangaben ab Vers 25 sind vom Menschen messbare Zeiten, da sie sich auf reale Ereignisse beziehen (das Ausgehen des Wortes, das Kommen des Messias, seinen Tod, die Zerstörung Jerusalems).

 

Man beachte, dass die Formulierung

 

bis auf den Messias, den Fürsten,

 

den genauen Zeitpunkt (die Geburt, das erste öffentliche Auftreten etc.) offen lässt.


Danach wird über einen Teil der Wiederherstellung Jerusalems berichtet:

Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut werden, und zwar in Drangsal der Zeiten.

Dies bezieht sich auf die Arbeiten, die unter der Leitung Nehemias in Jerusalem durchgeführt wurden, wie sie im Buch Nehemia aufgezeichnet sind.

 

Zusammenfassend lässt sich bis hierher sagen, dass zwischen dem Ausgehen des Wortes und dem Messias eine Zeitspanne liegt, die durch die Zahlen 69 und 76 bestimmt ist. Sowohl der Anfang als auch das Ende dieser Zeitspanne ist vorerst noch nicht festzulegen. Die Einbettung der Zahlen in die Chronologie der Bibel wird erst nach der Untersuchung der Bücher Esra und Nehemia möglich sein, die im nächsten Kapitel erfolgt.

 

 

3.    Analyse von Daniel 9, Vers 26

 

Für die Chronologie ist der erste Teil des Verses 26 von Bedeutung, weil er wieder eine Zahlenangabe enthält.

 

Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Messias weggetan werden und nichts haben.

 

Die Zeitangabe „62 Wochen“ entspricht den „69 Wochen“, da vor den 62 noch die „7 Wochen“ liegen. Da aber hier das Wort „nach“ steht, ist der Zeitpunkt, zu dem der „Messias weggetan werden wird“, (irgendwann) in der Zeit nach der „62. Woche“. Das Wort „weggetan“ kann auch mit „ausgerottet“ übersetzt werden. Damit ist klar, dass das Ereignis, von dem hier gesprochen wird, die Kreuzigung Christi ist. Die Formulierung „und (er, der Messias) wird nichts haben“ weist auch darauf hin, dass mit dem Tod des Messias scheinbar alles verloren war. Auch alternative Übersetzungen dieser Stelle unterstützen dies:

 

und es wird nicht für ihn selbst sein“ bedeutet: Er starb für andere.

„und es wird nichts gegen ihn sein“ bedeutet: Er starb unschuldig.

 

Diese Bibelstelle ist ein Beweis dafür, dass unterschiedliche Übersetzungen sich nicht gegenseitig ausschließen müssen, sondern sich im Gegenteil ergänzen. Wir werden sehen, dass die unterschiedlichen Ansichten über das „Ausgehen des Wortes …“ sich auch nicht ausschließen sondern ebenso ergänzen. Nach den „62 Wochen“ werden nun weitere Ereignisse genannt, die nicht mit Zeitangaben versehen sind. Dies ist der Beweis dafür, dass eine Zeitspanne unbestimmter Länge nach den „62 Wochen“ folgt. Das nächste im Vers 26 angegebene Ereignis ist die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n. Chr.:

 

Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören

 

Man beachte, dass das Volk (des kommenden Fürsten) die Zerstörung ausführt. (Der kommende Fürst ist bis jetzt noch nicht gekommen.) Die nachfolgende Zeit, die ebenfalls nicht in „Wochen“ angegeben ist, wird durch den letzten Teil des Verses beschrieben:

und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein; und bis ans Ende: Krieg, Festbeschlossenes von Verwüstungen.

 

 

4.    Analyse von Daniel 9, Vers 27

 

Danach wird wieder eine in „Wochen“ gemessene Zeitbeschreibung eingeführt:

 

Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche;

 

Dies ist die letzte „Woche“. Sie liegt noch in der Zukunft. Damit treten wir wieder in die Zeitrechnung in „Wochen“ ein, nachdem die Zeitspanne unbestimmter Länge hinter uns liegt. Diese „Woche“ ist eine Woche von 7 Jahren. Sie wird in zwei Teile geteilt, wobei die 2. Hälfte die Zeit schrecklicher Vorkommnisse sein wird:

 

und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden.

 

Diese Zeitspanne ist die Zeit der „großen Trübsal“, die auch als „eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit“ in Daniel 7.25 erwähnt wird und in der Offenbarung mit 42 Monaten angegeben wird (Offenbarung 11.2 und 13.5).

 

Wir können jetzt zusammenfassen:

Die (7 + 62 + 1) „Wochen“ von Vers 25 bis 27 sind durch die eingeschobene Zeitspanne nach den „62 Wochen“ mehr als 70 * 7 Jahre (im Sinne unserer Zeitrechnung). Sie entsprechen jedoch aufgrund der Zahlenbeziehung den „70 Wochen“ der göttlichen Zeitrechnung nach Vers 24.

 

Wir kommen jetzt zu der 1. Frage vom Anfang dieses Kapitels:

 

Wann war der Anfang der 69 (7 + 62) „Wochen“?

 

 

 

 


               

Anfang der 70 Wochen

 

 

Für den Anfang der „70 Wochen“ kommen mehrere Bibelstellen in Betracht. (Wir sprechen hier der Kürze halber und weil es üblich ist, vom Anfang der „70 Wochen“. Im Hinblick auf die Chronologie, die Zeitrechnung für die Menschen, müsste man genauer vom Anfang der „7 und 62 Wochen“ sprechen.)  Sie stehen in den Büchern Chronika, Esra und Nehemia, die zu den letzten geschichtlichen Büchern des Alten Testamentes zählen. Wir beginnen mit der ersten Stelle, die gleich in doppelter Weise im „Wort Gottes“ festgehalten ist. Sie steht sowohl in 2. Chronika 36.22-23 als auch in Esra 1.1-3(4):

 

Esra 1.1

Und im ersten Jahre Kores', des Königs von Persien - damit das Wort Jahwes aus dem Munde Jeremias erfüllt würde - erweckte Jahwe den Geist Kores', des Königs von Persien; und er ließ einen Ruf ergehen durch sein ganzes Königreich, und zwar auch schriftlich, indem er sprach:

Esra 1.2

So spricht Kores, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat Jahwe, der Gott des Himmels, mir gegeben; und er hat mich beauftragt, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem, das in Juda ist.

Esra 1.3

Wer irgend unter euch aus seinem Volke ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus Jahwes, des Gottes Israels (er ist Gott), in Jerusalem.

Esra 1.4

Und jeder, der übrig bleibt an irgendeinem Orte, wo er sich aufhält, den sollen die Leute seines Ortes unterstützen mit Silber und mit Gold und mit Habe und mit Vieh, nebst den freiwilligen Gaben für das Haus Gottes in Jerusalem.

 

 

1.    Analyse von Esra 1, Vers 1 bis 4

 

Der Bibeltext wird nur im Hinblick auf den Teil von Daniel 9.25 untersucht, in dem es heißt:

 

Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, …“

 

Das „Ausgehen des Wortes“ wird in Esra 1.1 durch die Formulierung „einen Ruf ergehen durch sein ganzes Königreich“ deutlich. Damit wird ein Signal gesetzt, geradezu ein Fanal. Das „Ausgehen des Wortes“ erfolgt sowohl mündlich als auch schriftlich. Jerusalem wird vier Mal erwähnt. Seine Wiederherstellung soll beginnen mit dem Bau des Tempels durch das Volk und durch Unterstützung mit Silber, Gold, Habe, Vieh und freiwilligen Gaben.

Weiterhin ist zu beachten, dass Kores sich als Beauftragter von Jahwe fühlt. Er führt dessen Befehl aus, indem er „einen Ruf ergehen lässt“. (Siehe auch Jesaja 44.28:  Der von Kores spricht: ... indem er von Jerusalem sprechen wird: Es werde aufgebaut! …“).

Schließlich muss daran erinnert werden, dass die Aussagen in Esra auch schon am Ende des 2. Buches der Chronika gemacht werden.

 

 

 


Die zweite Stelle steht in  Esra 6.6-12:

 

Esra 6.6

Nun denn, Tatnai, Landpfleger jenseits des Stromes, Schethar-Bosnai und eure Genossen, die Apharsakiter, die ihr jenseits des Stromes seid, entfernt euch von dannen!

Esra 6.7

Lasst die Arbeit geschehen an diesem Hause Gottes; der Landpfleger der Juden und die Ältesten der Juden mögen dieses Haus Gottes an seiner früheren Stätte wieder aufbauen.

Esra 6.8

Und von mir wird Befehl gegeben wegen dessen, was ihr diesen Ältesten der Juden für den Bau dieses Hauses Gottes tun sollt; nämlich, von den Gütern des Königs, aus der Steuer jenseits des Stromes, sollen diesen Männern die Kosten pünktlich gegeben werden, damit sie nicht gehindert seien.

Esra 6.9

Und was nötig ist, sowohl junge Stiere, als auch Widder und Lämmer zu Brandopfern für den Gott des Himmels, Weizen, Salz, Wein und Öl, soll ihnen nach dem Geheiß der Priester, die in Jerusalem sind, Tag für Tag unfehlbar gegeben werden,

Esra 6.10

damit sie dem Gott des Himmels Opfer lieblichen Geruchs darbringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne beten.

Esra 6.11

Und von mir wird Befehl gegeben: Welcher Mensch diesen Erlass abändern wird, von dessen Hause soll ein Balken ausgerissen und er, aufgehängt, daran geschlagen werden; und sein Haus soll dieserhalb zu einer Kotstätte gemacht werden.

Esra 6.12

Der Gott aber, der seinen Namen daselbst wohnen lässt, stürze jeden König und jedes Volk nieder, die ihre Hand ausstrecken werden, diesen Erlass abzuändern, um dieses Haus Gottes zu zerstören, das in Jerusalem ist! Ich, Darius, habe den Befehl gegeben; pünktlich soll er vollzogen werden!

 

 

2.    Analyse von Esra 6, Vers 6 bis 12

 

Das „Ausgehen des Wortes“ wird in Esra 6 durch die Formulierung „Befehl gegeben und „Erlassdeutlich. Somit wird auch in dieser 2. Stelle ein Signal  gegeben. Jerusalem wird zwei Mal erwähnt. Seine Wiederherstellung soll durch den Bau des Hauses Gottes fortgesetzt werden, die Dinge zum „Opfer lieblichen Geruchs“ sollen bereitgestellt werden. Darius bezeichnet sich als den Befehlsgeber, nicht wie Kores, der sich auf Gott bezieht. Deshalb heißt es auch in Jesaja 45.1 nur bezüglich Kores:

 

So spricht Jahwe zu seinem Gesalbten, zu Kores, dessen Rechte ich ergriffen habe, um Nationen vor ihm niederzuwerfen,

 


Die dritte Stelle steht in  Esra 7.11-27:

 

Esra 7.11

Und dies ist die Abschrift des Briefes, welchen der König Artasasta dem Priester Esra, dem Schriftgelehrten, gab, dem Schriftgelehrten in den Worten der Gebote Jahwes und seinen Satzungen für Israel:

Esra 7.12

Artasasta, König der Könige, Esra, dem Priester, dem vollkommenen Schriftgelehrten im Gesetz des Gottes des Himmels, und so weiter.

Esra 7.13

Von mir wird Befehl gegeben, dass ein jeder in meinem Reiche, von dem Volke Israel und seinen Priestern und den Leviten, der bereitwillig ist, nach Jerusalem zu ziehen, mit dir ziehen mag.

Esra 7.14

Weil du von dem König und seinen sieben Räten gesandt wirst, um eine Untersuchung über Juda und Jerusalem anzustellen, nach dem Gesetz deines Gottes, das in deiner Hand ist,

Esra 7.15

und das Silber und das Gold hinzubringen, das der König und seine Räte dem Gott Israels, dessen Wohnung in Jerusalem ist, freiwillig gegeben haben,

Esra 7.16

sowie alles Silber und Gold, das du in der ganzen Landschaft Babel bekommen wirst, nebst der freiwilligen Gabe des Volkes und der Priester, die freiwillig geben für das Haus ihres Gottes, das in Jerusalem ist;

Esra 7.17

deshalb kaufe mit Fleiß für dieses Geld Stiere, Widder, Lämmer, und ihre Speisopfer und ihre Trankopfer, und bringe sie dar auf dem Altar des Hauses eures Gottes, das in Jerusalem ist.

Esra 7.18

Und was dich und deine Brüder gut dünkt, mit dem übrigen Silber und Gold zu tun, das möget ihr nach dem Willen eures Gottes tun.

Esra 7.19

Und die Geräte, die dir zum Dienste des Hauses deines Gottes gegeben worden sind, liefere ab vor dem Gott Jerusalems.

Esra 7.20

Und den übrigen Bedarf des Hauses deines Gottes, was dir auszugeben vorfallen wird, sollst du aus dem Schatzhause des Königs ausgeben. -

Esra 7.21

Und von mir, dem König Artasasta, wird an alle Schatzmeister jenseits des Stromes Befehl gegeben, dass alles, was Esra, der Priester, der Schriftgelehrte im Gesetz des Gottes des Himmels, von euch fordern wird, pünktlich getan werde,

Esra 7.22

bis zu hundert Talenten Silber und bis zu hundert Kor Weizen und bis zu hundert Bath Wein und bis zu hundert Bath Öl, und Salz ohne Maß.

Esra 7.23

Alles, was nach dem Befehl des Gottes des Himmels ist, soll für das Haus des Gottes des Himmels sorgfältig getan werden; denn warum sollte ein Zorn kommen über das Reich des Königs und seiner Söhne?

Esra 7.24

Und euch wird kundgetan, dass niemand ermächtigt ist, allen Priestern und Leviten, Sängern, Torhütern, Nethinim und Dienern dieses Hauses Gottes Steuer, Zoll und Weggeld aufzuerlegen. -

Esra 7.25

Du aber, Esra, bestelle nach der Weisheit deines Gottes, die bei dir ist, Richter und Rechtspfleger, welche alles Volk richten sollen, das jenseits des Stromes ist, alle, welche die Gesetze deines Gottes kennen; und dem, der sie nicht kennt, sollt ihr sie kundtun.

Esra 7.26

Und ein jeder, der das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs nicht tun wird, an dem soll mit Eifer Gericht geübt werden, sei es zum Tode, oder zur Verbannung, oder zur Buße an Gütern, oder zum Gefängnis.

Esra 7.27

Gepriesen sei Jahwe, der Gott unserer Väter, der solches in das Herz des Königs gegeben hat, um das Haus Jahwes zu verherrlichen, das in Jerusalem ist,

 

3.    Analyse von Esra 7, Vers 11 bis 27

 

Das „Ausgehen des Wortes“ wird in Esra 7 wieder durch die Formulierung „Befehl gegeben deutlich. Somit wird auch in dieser 3. Stelle ein Signal  gegeben. Jerusalem wird sieben Mal erwähnt. Der Tempel war vollendet. Deshalb wird jetzt die Wiederherstellung Jerusalems durch den Vollzug des priesterlichen Dienstes „auf dem Altar des Hauses eures Gottes“ fortgesetzt. Diese Wiederherstellung hat zum Ziel, was im Vers 27 geschrieben ist:

 

um das Haus Jahwes zu verherrlichen, das in Jerusalem ist,

 

Die siebenmalige Erwähnung von „Jerusalem“ weist in dieser Stelle auf einen besonderen Abschluss hin. Wir werden darauf noch zurückkommen.

Bemerkenswert ist weiterhin, dass der König Artasasta wie Darius von sich als dem Befehlsgeber spricht. Er will aber, dass „alles, was nach dem Befehl des Gottes des Himmels ist“ für den Tempel getan werden soll.

 

 

 

 

 

 

 

Die  vierte Stelle steht in  Nehemia 2.1-8:

 

Nehemia 2.1

Und es geschah im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahre des Königs Artasasta, als Wein vor ihm war, da nahm ich den Wein und gab ihn dem König; ich war aber nie traurig vor ihm gewesen.

Nehemia 2.2

Und der König sprach zu mir: Warum ist dein Angesicht traurig? Und doch bist du nicht krank; es ist nichts anderes als Traurigkeit des Herzens. Da fürchtete ich mich gar sehr.

Nehemia 2.3

Und ich sprach zu dem König: Der König lebe ewiglich! Warum sollte mein Angesicht nicht traurig sein, da die Stadt, die Begräbnisstätte meiner Väter, wüst liegt, und ihre Tore vom Feuer verzehrt sind?

Nehemia 2.4

Und der König sprach zu mir: Um was bittest du denn? Da  betete ich zu dem Gott des Himmels;

Nehemia 2.5

und ich sprach zu dem König: Wenn es den König gut dünkt, und wenn dein Knecht wohlgefällig vor dir ist, so bitte ich, dass du mich nach Juda sendest zu der Stadt der Begräbnisse meiner Väter, damit ich sie wieder aufbaue.

Nehemia 2.6

Da sprach der König zu mir - und die Königin saß neben ihm: Wie lange wird deine Reise währen, und wann wirst du zurückkehren? Und es gefiel dem König, mich zu senden; und ich bestimmte ihm eine Zeit.

Nehemia 2.7

Und ich sprach zu dem König: Wenn es den König gut dünkt, so gebe man mir Briefe an die Landpfleger jenseits des Stromes, dass sie mich durchziehen lassen, bis ich nach Juda komme;

Nehemia 2.8

und einen Brief an Asaph, den Hüter des königlichen Forstes, dass er mir Holz gebe, um die Tore der Burg zu bälken, welche zum Hause gehört, und für die Mauer der Stadt, und für das Haus, in welches ich ziehen werde. Und der König gab es mir, weil die gute Hand meines Gottes über mir war.


 

4.    Analyse von Nehemia 2, Vers 1 bis 8

 

Dieser Abschnitt ist geprägt von viermaliger Trauer („traurig oder Traurigkeit“). Jerusalem (oder auch Zion) wird nicht genannt. Es wird dafür nur von der „Stadt“ oder der „Burg“ gesprochen. Es ist keine Formulierung zu entdecken, die auf ein „Ausgehen des Wortes“ hindeutet. Nehemia bittet den König Artasasta um Briefe. Die Initiative geht nicht vom König sondern von seinem Untergebenen aus. Dieser bittet um Holz für die Tore der Burg, die Mauer der Stadt und Nehemias Haus. Es wird etwas erbeten, was der Wiederherstellung der Stadt dient, ohne dass der Name Jerusalem erwähnt wird.

 

 

 

 

 

Wir kommen nun zur Beantwortung der Frage: Welche der vier Stellen entspricht der Beschreibung des Anfangs der 69 (7 + 62) „Wochen“ in Daniel 9.25?

 

Die ersten drei Stellen enthalten jeweils eine Formulierung, die dem „Ausgehen des Wortes“ entspricht. Sie enthalten ebenso den Namen Jerusalem und eine Beschreibung von Tätigkeiten, die mit dem „Wiederherstellen“ in Verbindung gebracht werden können. Das „bauen“ fehlt nur in Esra 7.

 

Die letzte Stelle enthält keinen Hinweis auf eine Formulierung, die dem „Ausgehen des Wortes“ entspricht. Ebenso fehlt dort der Name Jerusalem ganz. Dafür entspricht sie sehr gut dem Text „wiederherzustellen und zu bauen“.

 

Hieraus ist der Schluss zu ziehen, dass nur die ersten drei Stellen für den Anfang nach Daniel 9.25 in Frage kommen. Welche der drei Stellen ist es nun, oder gibt es sogar mehrere Anfänge? Diese Frage scheint zunächst unsinnig, da es ja heißt „vom Ausgehen des Wortes“. Damit scheint ein Anfang gemeint zu sein. Die Lösung des Rätsels liegt im Vers 14 von Esra 6.

 

Und die Ältesten der Juden bauten; und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas, des Sohnes Iddos; und sie bauten und vollendeten nach dem Befehle des Gottes Israels, und nach dem Befehl Kores' und Darius' und Artasastas, des Königs von Persien.

 

In diesem Vers wird gesagt, dass der Befehl vom Gott Israels ausging. ER ist der Befehlsgeber. ER beauftragte die drei Könige Kores, Darius und Artasasta. Es war SEIN Wort, das ausging. Jeder dieser drei Könige setzte dieses Wort in einen Befehl um. Es wird gesagt, dass sie bauten und vollendeten. Das Erstaunliche ist, dass hier im 6. Jahr des Darius (Esra 6.15) schon der Name des viel später regierenden Artasasta genannt wird.

 

Deshalb gibt es drei Anfänge der „69 Wochen“ und entsprechend gibt es auch drei Enden. Jeder dieser Anfänge ist einem (anderen) König zuzuordnen. Die Enden zeigen alle auf den Messias.

 

               

Zahlen der Chronologie der Bibel

 

 

Wir werden in diesem Kapitel sehen, dass alle diese drei Anfänge mit ihren drei Enden in den Zahlen der Chronologie der Bibel [2] niedergelegt sind. Es folgen einige Jahreszahlen, die sich aus [2] ergeben:

 

2008 (-2226) < Geburt Abrahams >

2647 (-1587) < Geburt Moses >

2728 (-1506) < Exodus >

3207 (-1027) < Tempelbaubeginn unter Salomo >

3647 (-587)    < 1. Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier  >

3698 (-536)    < 1. Jahr des Kores  >

3717 (-517)    < Fertigstellung des Tempels unter Darius >

4200 (-34)      < Beginn der Zeit des Messias >

4230 (-4)        < Geburt Christi >

4260 (27)       < Beginn des öffentlichen Auftretens Christi >

4263 (30)       < Tod und Auferstehung Christi >

4303 (70)       < 2. Zerstörung Jerusalems durch die Römer >

 

Die erste Spalte enthält die Jahreszahlen a. H. (anno hominis) bezogen auf die Erschaffung Adams. Die in ( ... ) angegebenen Zahlen mit Minuszeichen sind die Jahresangaben v. Chr., die ohne Minuszeichen Angaben n. Chr. Wesentlich sind nur die Angaben a. H., da sie die Zahlensymboliken der Bibel aufzeigen. Im Folgenden werden meist nur noch diese Zeitangaben angegeben.

 

Der Befehl des Darius

 

Die Chronologie [2] wurde vor fünf Jahren zusammengestellt unter der Annahme, dass nur die Bibelstelle aus Esra 6 den Anfang der (7 + 62) Wochen darstellte, weil sie in das Jahr der Fertigstellung des Tempels im 6. Jahr des Darius fällt. Dieses Jahr ist das späteste Jahr, das durch eine Jahresangabe der Bibel erreicht werden kann (nämlich 70 Jahre nach der 1. Zerstörung Jerusalems). Nach dem Befehl des Darius vergehen „69 Wochen“, d.h. 69 * 7 = 483 Jahre, und man erreicht den „Beginn der Zeit des Messias“ im Jahr 4200. Dieser Zeitpunkt ist noch nicht die Geburt des Messias sondern der Anfang einer Zeitrechnung, die durch den Messias (Christus) bestimmt ist. Damals begann das Warten auf den Messias. So wie man 30 Jahre warten musste bis David König wurde, mussten die Treuen der Juden auch dreißig Jahre warten bis der große König, der „Sohn Davids“, geboren wurde. Diese Zusammenhänge drücken sich wie folgt in Jahreszahlen aus:

 

3717 + (69 * 7 ) = 3717 + 483 = 4200

 

                                                            4200 + 30 = 4230

 

Das Jahr 4200 beschreibt aufgrund seiner Zahlensymbolik (siehe [3] und [7]) in besonderer Weise die Formulierung „auf den Messias, den Fürsten“. Es wird dabei kein Ereignis aus dem Leben des Messias (wie z. B. Geburt, Einzug in Jerusalem, Tod, etc.) angegeben. Es ist eine reine Zeitbestimmung, die den Blick nur auf IHN lenkt. Zusammen mit der Tatsache, dass der Anfang im Jahr 3717 der letzte mit biblischen Zahlen belegbare Zeitpunkt ist, ist ersichtlich, dass dieser „Anfang“ der wichtigste von den drei Anfängen ist.

 

 Der Ruf des Kores

 

Der Ruf des Kores (Esra 1) erging im Jahr 3698. Rechnet man von diesem Jahr ausgehend die „verborgene“ Zahl 76 „Wochen“ (siehe Kapitel „Weissagung der 70 Wochen“) hinzu, so ergibt sich das Jahr 4230:

 

3698 + 76 * 7 = 3698 + 532 = 4230

 

In diesem Jahr war die Geburt des Messias (Christus). Auf verborgene Weise ist damit in der Prophezeiung in Daniel 9 schon das Geburtsjahr des HERRN enthalten. Gleichzeitig erkennt man die große Bedeutung der „reihenfolgeabhängigen Summation“, wie sie bei der Herleitung der Zahl 76 verwendet wurde (dazu siehe auch [4]).

 

 

 

 

Der Befehl des Artasasta

 

Der Befehl in Esra 7.7 erging im 7. Jahr des Artasasta. Der Regierungsbeginn dieses Königs, der auch Artaxerxes I. (Longimanus, Langhand) genannt wird, war nach der Geschichtsforschung im Jahr 464 v. Chr. Es erhebt sich nun die Frage, wann das in der Zeitrechnung der Bibel war, die von der Erschaffung Adams (a. H.) gezählt wird. Wenn man die Regierungsjahre eines Herrschers nach der Geschichtsforschung mit den Angaben der Bibel vergleicht, hat man im Allgemeinen eine Ungenauigkeit von einem Jahr. Wenn ein Herrscher im Jahr x v. Chr. König wurde, kann das 1. Jahr des Königs das Jahr x oder x – 1 sein. Es kommt darauf an, ob der Regierungsbeginn, der Zeitraum des 1. Regierungsjahrs oder (wie bei den Königen von Juda) das erste volle Regierungsjahr gemeint ist. Somit kann hier als das 7. Jahr des Artasasta das Jahr 3776 (-458) oder 3777 (-457) gemeint sein. Aufgrund der Zahlensymbolik der Bibel ist das Jahr 3777 als das 7. Jahr des Königs Artasasta anzusetzen. Wir erkennen die Bedeutung der Zahl 7, der Vollkommenheit:

 

1. Die Bibelstelle steht in Esra 7

2. Sie steht im Vers 7

3. Es geht um das 7. Jahr des Königs

4. Die Jahreszahl 3777 enthalt dreimal die 7

5. Jerusalem wird in dem Befehl (Esra 7.11 ff.) 7 Mal erwähnt

 

Das 7. Jahr des Artasasta war also das Jahr 3777. Rechnet man von diesem Jahr ausgehend die 69 „Wochen“ hinzu, so ergibt sich das Jahr 4260:

 

3777 + 69 * 7 = 3777 + 483 = 4260

 

In diesem Jahr begann Christus seinen Dienst in der Öffentlichkeit.

 

(Heinrich Schuchardt („Onesimus“) hat in [5] schon das Jahr 457 v. Chr. als Anfang der 70 „Wochen“ genannt.)


In Erweiterung der Aussagen von [2] können wir die Aussagen dieses Kapitels zusammenfassen:

 

Die Chronologie der Bibel nach dem Ende der Herrschaft der Babylonier wird durch drei prophetische Hinweise auf den Messias bestimmt, die sich in den Jahreszahlen wie folgt niederschlagen:

 

Der „Befehl des Darius“ führt nach 69 „Wochen“ zum „Beginn der Zeit des Messias“.

Der „Ruf des Kores“ führt nach (7 + 7) + 62 „Wochen“ zur „Geburt des Messias“.

Der „Befehl des Artasasta“ führt nach 69 „Wochen“ zum „Dienst des Messias“.

 

In Jahreszahlen ausgedrückt:                                                                                                     

3717 (Darius)            + 483 = 4200 (Messias)

3698 (Kores)             + 532 = 4230 (Geburt)

3777 (Artasasta)       + 483 = 4260 (Dienst)

 

Diese Zahlenbeziehungen sind ein dreifaches Zeugnis der Prophetie in Daniel 9 auf den Messias. Sie entsprechen dem Bibeltext

 

Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen.

 

Mit diesen Worten wird das 1. Kommen des HERRN auf diese Erde (mit Zeitangaben) beschrieben. Es gibt ein Ereignis, und dann kommt der Messias. Im Neuen Testament gibt es eine analoge Stelle für das 2. Kommen in Matthäus 25.6 (diesmal ohne Zeitangaben):

 

Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam! Gehet aus, ihm entgegen!

 

 

 

 

 

 

Zum Schluss soll noch hingewiesen werden auf die charakteristischen Zahlen 14, 30 und 42, die im Zusammenhang mit der Erwartung und dem Kommen des HERRN stehen.

 

Die 42 erscheint in den Jahreszahlen des Messias 4200, 4230 und 4260. Sie tritt aber auch verborgen auf in den 76 Wochen: 76 * 7 = 70 * 7 + 6 * 7 = 490 + 42. 42 ist die Zahl, die vor dem Kommen des HERRN steht (siehe Matthäus 1: 3 * 14 = 42 Geschlechter und Offenbarung 11.2 und 13.5: 42 Monate).

 

Die 30 ist im Geburtsjahr und in den Abständen der Jahreszahlen des Messias enthalten:

4230 – 4200 = 30

4260 – 4230 = 30

 

Die 14 ist verborgen bei der reihenfolgeabhängigen Summation von 76:

7 ++ 62 = 7 + 7 + 62 = 14 + 62

 

Die Untersuchung dieser Zahlen ist aber ein anderes Thema …


 

Zusammenfassung

 

 

Wir haben in den vorherigen Kapiteln gesehen, dass der „Befehl des Gottes Israels

an drei Könige ausging, und von diesen das „Ausgehen des Wortes“ veranlasst wurde. Dies geschah

durch Kores               im Jahr 3698 a. H. (536 v. Chr.),

durch Darius              im Jahr 3717 a. H. (517 v. Chr.),

durch Artasasta         im Jahr 3777 a. H. (457 v. Chr.).

 

Diese drei Anfänge führen zu entscheidenden Jahren des Messias:

            Darius             Beginn der Messias-Zeit      im Jahr 4200 a. H. (34 v. Chr.)

            Kores              Geburt                                    im Jahr 4230 a. H. (4 v. Chr.)

            Artasasta       Öffentliches Auftreten           im Jahr 4260 a. H. (27 n. Chr.)

 

Zwischen diesen Ereignissen lagen die Zeitspannen nach Daniel 9.25:

            Kores              7 ++ 62 „Wochen“,    d.h. 76 „Wochen“

            Darius             7 + 62 „Wochen“,      d.h. 69 „Wochen“

            Artasasta       7 + 62 „Wochen“,      d.h. 69 „Wochen“

 

Somit wird in Daniel 9

ein dreifaches Zeugnis „auf den Messias, den Fürsten

gegeben, das sich nicht nur in Worten sondern auch in den Zahlenbeziehungen der

Chronologie der Bibel widerspiegelt.

 

 

Zum Schluss sei noch auf eine Besonderheit im Zusammenhang mit den 69 „Wochen“ hingewiesen. Auch zwischen dem Regierungsbeginn Davids (in Hebron) im Jahr 3164 a. H. und der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 3647 a. H. liegen 483 = 7 * 69 Jahre, also 69 „Wochen“. Die Zeitabstände zwischen David und dem Messias sind somit:

69 „Wochen“ Königtum

70 Jahr Ruhe

69 „Wochen“ bis auf den Messias, den Fürsten

 

 

 

Bibeltext und Namen nach der nicht revidierten Elberfelder Übersetzung

 

Literatur:

[1]        J.N. Darby und W. Kelly, Betrachtungen über den Propheten Daniel, 1991

[2]        P. G. Zint, Chronologie der Bibel, 2002

[3]        P.G. Zint, Chronologie und Urtext der Bibel, 2002

[4]        P. G. Zint, Jahwe, 2004

[5]        H. Schuchardt, Zeittafeln zur Bibel, Ernst-Paulus-Verlag, 1983

[6]        J. D. Pentecost, Bibel und Zukunft, 1993

[7]        P. G. Zint, Zahlen und Chronologie, 2002

 

 

Verfasser:         P.G. Zint

Datum:              01.07.2005


Anhang: Gedanken zu Nehemia 2

 

In [1] wird das 20. Jahr des Artasasta als Ausgangspunkt der 69 „Wochen“ angenommen. Es wird aber keine zahlenmäßige Rechnung bis zum Messias durchgeführt. Es heißt nur, dass „ungefähr 40 Jahre nach dem Tode des Messias Jerusalem [erobert wurde] …“. Da diese Eroberung im Jahr 70 n. Chr. stattfand, bedeutet das, dass die Kreuzigung ungefähr im Jahr 30 n. Chr. war. Wir haben oben gesehen, dass vom 7. Jahr des Artasasta (457 v. Chr.) bis zum Jahr 27 n. Chr. 69 „Wochen“ waren. Vom 20. Jahr des Artasasta (444 v. Chr.) bis zum Jahr 40 n. Chr. sind dann ebenfalls 69 „Wochen“. (Selbst wenn man vom Jahr 445 v. Chr. ausgeht, erhält man einen Zeitpunkt deutlich nach dem Tod des Messias.) Damit ergibt diese einfache Rechnung nach Jahren, dass das 20. Jahr des Artasasta im Sinne der Chronologie der Bibel nicht der Anfang der 69 „Wochen“ sein kann.

Sir Robert Anderson hat eine taggenaue, „kriminalistische“ Rechnung durchgeführt (die 483 Jahre werden zu 360 Tagen gerechnet), in der er behauptet, die 69 „Wochen“ begännen am 14. März 445 v. Chr. und endeten am 6. April 32 n. Chr. mit dem Einzug Christi in Jerusalem (siehe z. B. [6]). Die Berechnung wird derzeit in vielen Texten, die sich auch mit der Chronologie der Bibel befassen, verbreitet. Sie weist allerdings mehrere Schwachpunkte auf:

1.      Das Anfangsjahr ist immer um 1 Jahr unsicher (siehe Kapitel „Zahlen der

     Chronologie der Bibel“)

2.      Das Endjahr ist noch unsicherer, da niemand mit Bestimmtheit sagen kann, dass der Einzug in Jerusalem im Jahr 32 n. Chr. war. Dieses Jahr ist somit eine Annahme.

3.      Die Rechnung in Tagen täuscht eine Genauigkeit vor, die nicht vorhanden ist, da die Chronologie in Jahren rechnet (nicht in Tagen). Die Prophezeiung Daniels ist sogar in „Jahrwochen“ formuliert.

4.      Die Bibelstelle in Nehemia 2 ist durch Trauer und Begräbnis gekennzeichnet. Daher muss sie sich auf den Tod des Messias und nicht auf den Einzug in Jerusalem beziehen. Jerusalem wird nicht erwähnt.

 

Wir schließen daraus, dass das 20. Jahr des Artasasta nicht als Ausgangspunkt der 69 „Wochen“ im Sinne einer jahres- oder sogar tagesgenauen Chronologie in Frage kommt. Die Analyse des Textes in Nehemia 2 zeigt aber einen Zusammenhang mit dem Tod Christi (siehe oben, Punkt 4). In Nehemia 2.11 heißt es:

„Und ich kam nach Jerusalem und war daselbst drei Tage“

Diese drei Tage erinnern an die drei Tage von der Kreuzigung bis zur Auferstehung. In ähnlicher Weise kann man die 52 Tage aus Nehemia 6.15 mit den 52 Tagen von Karfreitag bis Pfingsten in Zusammenhang bringen:

„Und die Mauer wurde vollendet am Fünfundzwanzigsten des Elul, in zweiundfünfzig Tagen.“

 

Es besteht ein wichtiger Zusammenhang von Nehemia 2 mit Daniel 9.26:

„Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Messias weggetan werden und nichts haben.“

Nach den 69 „Wochen“, die sich durch Jahreszahlen in der Chronologie der Bibel widerspiegeln, folgt die Zeit danach. Sie ist nicht mehr durch exakte Zeitangaben gekennzeichnet (siehe Apostelgeschichte 1.7).

 

Titel:    Daniel und die Chronologie der Bibel